Wenn ich mir meine letzten Blogs so durchlese, habe ich nicht das Gefühl, wirklich das zu schreiben, was ich hier erlebe.
Das krasseste, was hier drin steht, ist die anstrengende Arbeit. Aber das fehlt bei Weitem. Es ist vollkommen anders hier. Jemand sagte mal nach einem Gottesdienst mit Bill Wilson zu mir, dass es unpassend wäre, wenn er andauernd sagen würde, er komme aus einer anderen Welt. Das konnte ich vor zwei bis drei Monaten nachvollziehen, weil es eine Distanz aufbaut. Aber: Es stimmt. Die Realität hier ist definitiv vollkommen anders.
Heute war ich auf Visitation. Das ist meine Visitation Site:
Die Häuser mit den roten Nummern besuche ich. Das sind Projects (Sozialbauten). Gestern war eine Schießerei direkt auf der anderen Straßenseite neben meinen Projects. Heute auf Visitation habe ich mit einer Familie gesprochen, die unbedingt wegziehen wollen, weil sie mit der Gewalt, den Schießereien, dem Leben hier nicht mehr klar kommen.
Als ich heute in Throop Ave. 220 ging, meinte mein Worker (Malik, 12 Jahre): 'Weißt du, Daniel, da soll man nicht rein. Da drin wird geschossen.'
Letzte Woche wurde ein kritisches Gerichtsurteil im Falle einer tödlichen Auseinandersetzung mit der Polizei bekanntgegeben. Daraufhin gab es allerlei Demonstrationen, Straßensperren usw. als Reaktion. Da liegt eine Spannung in der Luft.
Es ist eine andere Welt mit anderen Maßstäben, anderen Werten, anderen Ängsten. Menschen, ja Kinder, wachsen damit auf. Für sie sind das keine überraschenden Nachrichten. Es ist nur noch eine Schießerei. Ich will niemanden schocken mit dem, was ich schreibe. Ehrlich nicht, ich möchte nur beschreiben, was hier passiert und was mich verändert.
Was für eine geniale Sache ist es doch da, dass ich heute zu diesen Kids gehen konnte. In nicht wenigen Wohnungen kann ich riechen, dass dort Pot geraucht wird. Sekunden bevor mir die Tür geöffnet wird, höre ich, wie die Kinder angeschrien werden. Dann rede ich mit ihnen und lade sie für morgen ein. Vielleicht ist es das erste nette Wort und Lächeln für sie diese Woche, wer weiß. Morgen werden wir mit unseren Bussen rausfahren und sie alle abholen. Ca. 5000 Kids werden wir zusammenbringen, um ihnen etwas wirklich Relevantes zu erzählen. Es wird um Vertrauen gehen. Dass sie auf einen vertauen können, wenn auch alles andere entäuscht...
"Vertraue auf Gott mit deinem ganzen Herzen..."
Daniel
Freitag, 9. Mai 2008
Die Realität
Eingestellt von
Daniel
am
9.5.08
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3 Kommentare:
Hi Daniel,
vielen Dank für den Blick in Deine aktuelle Realität. Das beruhigt zwar nicht, lässt uns aber noch mehr für Dich beten, dass Deine "Waffenrüstung" immer richtig sitzt und Du von keinem herumfliegenden Eisenteil (oder anderen Gegenständen) getroffen wirst.
Verständlich, dass Dich diese Umgebung nicht so lässt, wie Du bist, nein, wie Du warst. Wir wünschen Dir weiterhin, dass Du von Gott hörst und nimmst, was ER für Dich vorgesehen hat.
Übrigens sind auch auf der Seite von Julia schöne Bilder von Dir - aber das hast Du bestimmt schon gesehen.
Sei gesegnet und in SEINER Bewahrung.
Herzliche Grüße von Deine Dich liebenden Eltern
Hey
daniel das freut mich mal wieda was von dia zu hören bzw. zu lesen^^ klingt ja total spannend dort^^ ich werd aufjedenfall weiterhin für dich beten. Das reizt mich jez wirklich mal vorbei zu schauen^^. Naja viel hast du dich ja nit verändert aba wenn ich so nachdenke ist es auch noch nit so lange her das du weg bist aba freu mich dich hier wieda zu haben dann gehen wia mal wieder Fußball spielen^^ gottes reichlichen segen dia^^ beblessed
dein klener Bro david
hey daniel!
wow, das ist ja echt krass was du da erlebst!
ich glaube wir können das gar nicht richtig nachempfinden, was da zum ALLTAG für dich geworden ist...
ich denke auf jeden fall an dich und bete für dich!
ich hoffe, dass du noch einige prägende erfahrungen dort drüben sammelst!
gottes segen!
eupkel
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